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Die Bedeutung zivilgesellschaftlicher und staatlicher Institutionen: Zur Vielfalt und Komplexität von Versöhnung
Lily Gardner Feldman
Senior Fellow
Dr. Lily Gardner Feldman is a Senior Fellow at AICGS. She previously served as the Harry & Helen Gray Senior Fellow at AICGS and directed the Institute’s Society, Culture & Politics Program. She has a PhD in Political Science from MIT.
From 1978 until 1991, Dr. Gardner Feldman was a professor of political science (tenured) at Tufts University in Boston. She was also a Research Associate at Harvard University’s Center for European Studies, where she chaired the German Study Group and edited German Politics and Society; and a Research Fellow at Harvard University’s Center for International Affairs, where she chaired the Seminar on the European Community and undertook research in the University Consortium for Research on North America. From 1990 until 1995, Dr. Gardner Feldman was the first Research Director of AICGS and its Co-director in 1995. From 1995 until 1999, she was a Senior Scholar in Residence at the BMW Center for German and European Studies at Georgetown University. She returned to Johns Hopkins University in 1999.
Dr. Gardner Feldman has published widely in the U.S. and Europe on German foreign policy, German-Jewish relations, international reconciliation, non-state entities as foreign policy players, and the EU as an international actor. Her latest publications are: Germany’s Foreign Policy of Reconciliation: From Enmity to Amity, 2014; “Die Bedeutung zivilgesellschaftlicher und staatlicher Institutionen: Zur Vielfalt und Komplexität von Versöhnung,” in Corine Defrance and Ulrich Pfeil, eds., Verständigung und Versöhnung, 2016; and “The Limits and Opportunities of Reconciliation with West Germany During the Cold War: A Comparative Analysis of France, Israel, Poland and Czechoslovakia” in Hideki Kan, ed., The Transformation of the Cold War and the History Problem, 2017 (in Japanese). Her work on Germany’s foreign policy of reconciliation has led to lecture tours in Japan and South Korea.
Versöhnung – verstanden als ein Prozess der Umwandlung von Feindschaft in Freundschaft und der Aufarbeitung einer unmittelbaren deutschen Vergangenheit von Barbarei, vielfachen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust – ist ein langer, schwieriger, umstrittener und nicht immer linearer Prozess gewesen. An zahlreichen Stationen entlang dieses schwierigen Weges haben Institutionen eine entscheidende Rolle gespielt: als Initiatoren der Versöhnung, indem sie psychologische und einstellungsbezogene Hürden überwanden, als Konsolidierer der Versöhnung über die aktive Aufrechterhaltung und die Förderung neuer Annäherungsweisen, als Kritiker der offiziellen Position der Anerkennung historischer Realitäten, die alleinig aus dem Kriegsverhalten Deutschlands resultierten, und als Stoßdämpfer und Vermittler von Solidarität in schwierigen Zeiten des Versöhnungsprozesses. Für den Versöhnungsprozess sind Institutionen wichtig, denn sie verleihen ihm Dauerhaftigkeit und kontern den Zweifel, dass es sich nur um ein ad hoc Epiphänomen handelt. Sie gewährleisten Kontinuität inmitten der Unbeständigkeit des Prozesses. Sie sind der Nexus zivilgesellschaftlicher und offizieller Aktivitäten und sie bieten ein Vehikel für die Einbindung neuer Generationen in die Aufgabe, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Die Institutionen, die in den folgenden Beiträgen analysiert werden, können anhand von vier Dimensionen verglichen werden: 1. Art und Leitung – nicht-staatlich, staatlich, öffentlich-private Partnerschaften und Führungsstil der jeweiligen Leiter. 2. Mission und Reichweite – Verantwortung und Verantwortlichkeit für die Vergangenheit, Erinnerung und Gedenken, Frieden, Opfer- und Täterfokus, physikalische Reichweite. 3. Aktivitäten – Freiwilligendienst, Gedenkstättenpflege, Ausstellungen, Dialoge über die Vergangenheit, Forschungs- und Bildungsarbeit, politische Stellungnahmen. 4. Art der Versöhnung – interne und externe, minimale und maximale. Aus dem Überblick über die verschiedenen Institutionen ergibt sich ein Bild von Vielfalt und Komplexität als wesentliche Charakteristika der Versöhnung.
This essay is published in Corine Defrance • Ulrich Pfeil (Hrsg.), Verständigung und Versöhnung nach dem «Zivilisationsbruch»? Deutschland in Europa nach 1945. You can see the table of contents here and find out more about the publication and how to order here.